ROUTE 66 in L.A.

Ausfahrt Route 66 L.A. des RT Kiel

Am Freitag den 13.Juli 2018 starteten wir unsere Tour Route 66 L.A. Mit zunächst vier SL-Fahrzeugen fuhren wir kurz vor 10:00 Uhr vom1.Treffpunkt Richtung Hamburg, dort stießen noch zwei weitere Fahrzeuge zu uns und zusammen machten wir uns auf den Weg Richtung Ostfriesland. Highlight dieses Tages war die Besichtigung der Meyer Werft in Papenburg.

In Papenburg angekommen, hatten einige Mitfahrer das Vergnügen mit der Kulinarik des Meeres Bekanntschaft zu machen: das 1. Krabbenbrötchen. Ein wenig gestärkt traten wir nun die Busfahrt zur Werft an. Dort erwartete uns eine zweistündige Tour durch das Besucherzentrum. Unsere Gruppenführerin erklärte uns die Historie der in Familienhand befindlichen Meyer Werft, die Bedeutung der Gebäude auf dem Werftgelände, die bisher gebauten Schiffe und vieles mehr. Fragen wurden beantwortet. Besondere Bedeutung hatte bei dieser Führung das gerade im Bau befindliche Kreuzfahrtschiff AIDAnova. Ein Mittelstück dieses Schiffes lag bereits an der Kaimauer der Werft, andere Bauteile befanden sich noch in der riesigen Fertigungshalle. Beeindruckt von der Größe der Schiffe setzten wir unsere Tour fort und konnten auch einen Blick in verschiedene Kabinen unterschiedlicher Kreuzschifffahrtsgesellschaften werfen. Alle Mitfahrer waren von der Führung so beeindruckt und begeistert, dass wir alle an der Verlosung einer Schiffsreise teilgenommen haben. Bei einem Besucheraufkommen von 250000 Personen pro Jahr, stehen unsere Chancen ja gar nicht sooo schlecht.

Nach dieser sehr zu empfehlenden Werftbesichtigung setzten wir unsere Fahrt zum Hotel „Köhlers Forsthaus“ in Aurich fort. Nachdem die Zimmer bezogen waren, haben wir in geselliger Runde zu Abend gegessen und uns über die Ereignisse des Tages ausgetauscht.

Das Forsthaus Köhler ist Kooperationspartner der Firma „Windlooper“, die die ostfriesische Route 66 L.A. (Landkreis Aurich) anbietet.
Mit dieser Tour starteten wir bei geschlossener Wolkendecke am Samstag Morgen um 9:30Uhr nach einem sehr leckeren Frühstück. Unsere zwei Tourguides, unsere Vorausfahrerin Frau Altmann und unserer Erklärbär Herr Ott , waren waschechte Ostfriesen. Dies war ein echter Glücksfall, denn es blieb keine Frage unbeantwortet und viele ostfriesische Redewendungen konnten geklärt werden. Zum Beispiel: Moin, Aha, Ahoi oder Land gewinnen.
1. Etappenstopp war ein kleines Waldstück in Rahe. Dort führte Herr Ott uns zu einem Versammlungsort der Häuptlinge der Friesen aus dem 12.Jahrhundert. Damals trafen sich dort die Häuptlinge mit ihrem Gefolge (ca. 1000 Personen) um für Ostfriesland einstimmige Entscheidungen zu fällen, Recht zu sprechen oder im Verteidigungsfall das Vorgehen zu beratschlagen. Dieser Ort ist ein wenig höher als die Umgebung gelegen, was in der damaligen Zeit sehr wichtig war, denn vielerorts war das Land viele Monate im Jahr überschwemmt. Heutzutage kennzeichnet eine kleine Steinpyramide aus dem 19.Jahrhundert diese Versammlungsstätte.
Weiter fuhren wir über kleine Straßen zu unserem 2. Haltepunkt: die Osterburg in Grothhusen. Die Osterburg wurde von einem wohlhabenden Häuptling aus Stein gebaut, das heißt, dieser Mann war im wahrsten Sinne des Wortes „steinreich“. Durch den Handel mit fernen Ländern erwarben die Friesen einen gewissen Reichtum und lernten u.a. Tee, der für aus China eingeführtes Porzellan als Verpackungsmaterial diente, kennen und schätzen. In einem Nebengebäude der Osterburg betreiben die heutigen Eigentümer ein kleines Cafe und führten unsere kleine Gruppe in die ostfriesische Teezeremonie ein. Zwei Kluntje in die Tasse, eine wenig Tee darüber, auf das Knistern warten, etwas mehr Tee zugießen und dann eine kleine Portion Sahne darüberlegen und warten, bis die Wölkchen aufsteigen. – Genießen.
Nach dieser Stärkung fuhren wir bei Sonnenschein weiter über kleine Straßen nach Rysum. Dort besichtigten wir die Rysumer Mühle aus dem 19.Jahrhundert. Das besondere dieser Mühle ist das drehbare Flügelwerk, sodass die Flügel der Mühle je nach Windrichtung in den Wind gedreht werden konnten. Herr Ott erklärte die Technik des Mahlwerkes und wir erklommen alle zusammen die verschieden Stockwerke der Mühle. Oben auf der hölzernen Balustrade hatten wir einen wunderschönen Weitblick über die Rysumer Landschaft und das Wattenmeer bis in die Niederlande.
Weiter ging es zur Rysumer Kirche mit einer Orgel aus dem Jahr 1442. Diese Orgel ist die älteste europäische bespielbare Orgel mit 7 Registern und mit in Zinnfolie verkleideten originalen Pfeifen. Da auf dieser Orgeltastatur „nur“ 2 ½ Oktaven zur Verfügung stehen, ist eine sorgfältige Auswahl der spielbaren Musikstücke notwendig. Die Organistin Frau Tamäus gab uns eine musikalische Hörprobe von Musikstücken aus verschiedenen Epochen.
Nach dem Mittagessen im Gasthaus „Am Markt“ in Rysum fuhren wir weiter parallel zum Deich bis nach Pilsum. Dort steht ein rot-gelb gestreifter Leuchtturm, der über die ostfriesischen Landesgrenzen hinaus bekannt ist. In Otto Waalkes Film „Der Außerfriesische“ diente der Leuchtturm als Filmkulisse. Auf dem Deich entlang bummelnd näherten wir uns dem Turm. Währenddessen erzählten uns Frau Altmann und Herr Ott Besonderheiten über das Wattenmeer und die Emsmündung.
Über verschlungene Wege ging es weiter zu unserer 4. und letzten Etappe: Marienhafe. Damals hatte der bekannte Pirat Klaus Störtebeker ein Zimmer im Kirchturm von Marienhafe und betrieb von dort lebhaften Handel mit seinen erbeuteten Schätzen. Im Innern der Kirche befindet sich ein anderer Schatz, nämlich eine zweistöckige ca. 300 Jahre alte Orgel. Durch Zufall war ein junger Organist anwesend, der einigen von uns ein kleines „Orgelkonzert“ gab. Dabei konnten wir ganz deutlich den anderen Klang der Orgel heraushören. Diese Eindrücke konnten wir anschließend in der Störtebeker´s Teestube bei einer ostfriesischen Teezeremonie und großer Kuchen- und Tortenauswahl wirken lassen.
Gegen 17:30 Uhr machten wir uns dann bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen auf Richtung Hotel. Dort endete diese wunderschöne und informative Häuptlingstour. Vielen Dank dafür an die Firma „Windlooper“.
Das Abendessen genossen wir wieder in geselliger Runde im Hotel und ließen den Abend mit unterhaltsamen Gesprächen ausklingen.

Sonntag starteten wir nach einem reichhaltigen Frühstück schon wieder Richtung Heimat. Auf verträumten Straßen fuhren wir Richtung Norden. In Bremerförde legten wir einen Stopp zur Nahrungsaufnahme ein und das erste Cabrio trennte sich von unserer Gruppe. Wir anderen wollten noch eine kleine Schiffsreise unternehmen. Knapp zwei Kilometer vor dem Fähranleger Wischhafen – Glückstadt war noch etwas Geduld gefragt. Die Wartezeit überbrückten wir mit Fachsimpeln über die Autopflege. Die Fährfahrt bei strahlendem Sonnenschein und bestem Sommerwetter entschädigte uns für die Warterei. Weiter ging es auf kleinen Straßen direkt hinterm Deich Richtung Norden und alle genossen die wunderschönen Ausblicke in die Landschaft. In Hohenlockstedt trennte sich dann endgültig unsere Cabriogesellschaft.

Dieses wunderschöne, lustige und erlebnisreiche Wochenende ist leider viel zu schnell zu Ende gegangen. Vielen Dank an alle, die an der Organisation beteiligt waren.

Susanne Kreisel